Julia und ich haben uns im Februar 2007 am Geburtstag meiner Schwester kennen gelernt. Ich habe meine Schwester und ihre Freundinnen in eine Disco gefahren, und da war auch Julia dabei. Ich war sofort von ihr fasziniert und wollte sie besser kennenlernen. Ihre Narbe zwischen Lippe und Nase hat mich dabei überhaupt nicht gestört. Nach dem Discobesuch wollte ich sie nach Hause begleiten, um ihre Handynummer zu bekommen. Doch sie sagte zu mir, dass sie alleine nach Hause gehen könne, es sei nicht weit. In dem Moment dachte ich, dass ich wohl einen Korb bekommen habe. Aber dann schrieb mich Julia auf kwick.de an, einer Plattform ähnlich wie Facebook, wo sich Leute untereinander austauschen können. Zu der Zeit war ich in einer Ausbildung und verbrachte vier Wochen in Gernsbach bei Karlsruhe. Ich konnte es kaum erwarten, nach Hause zu fahren, um Julias Handynummer von meiner Schwester zu bekommen, damit ich sie anrufen und ein Date ausmachen konnte. Unser Anfang war lustig: Als ich sie anrief, dachte ich natürlich, sie sei am Telefon, aber es war ihre Mutter! Ich flirtete ein wenig, bis ich merkte, dass ich mit ihr und nicht mit Julia sprach. Julias Mutter hatte damals auch einen Freund namens Sergej, weshalb sie dachte, ich sei der andere Sergej. Bei unserem ersten Date gingen wir spazieren. Ich war so begeistert von Julia, dass ich sofort wusste: Sie ist die Frau, die ich immer gesucht habe. Ihre Narben haben mich nicht gestört; ich schaute auf ihr Inneres und nicht auf das Äussere. Am 3. April 2007 wurden wir ein Paar.

Im Jahr 2008 musste ich wegen meiner Arbeit in die Schweiz ziehen. Wir blieben zusammen. Jedes Wochenende, das ich frei hatte, reiste ich zu ihr nach Deutschland, bis sie 2010 ihr Studium in Bern begann. Wir zogen zusammen in eine kleine Wohnung. Zeitnah wurde sie erneut am Ohr operiert. Das war nicht schön für mich, mit anzusehen wie sie leidet. Heute weiss ich, dass diese Problematik auch mit ihrer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu tun hat. Als wir unseren ersten Sohn erwarteten, zogen wir in eine grössere Wohnung. 2018 mussten wir wegen meines Jobs in den Kanton Aargau ziehen. Bald kam auch unser zweiter Sohn zur Welt.

Wir sind stolze Eltern von zwei wunderbaren Jungs. Auch wenn meine Frau eine Lippen-Kiefer Gaumenspalte hat, sind unsere Jungs nicht davon betroffen.

Ich liebe meine Frau genau so, egal ob sie diese Narbe hat oder nicht. Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht, sondern wie man sich verhält und wie man miteinander umgeht. Ich selbst habe auch eine kleine Narbe an der Nase, und die stört Julia ja auch nicht.

Es gibt so viel zu erzählen über all die Erlebnisse und Herausforderungen, die wir gemeinsam gemeistert haben. Ich geniesse jeden Tag, den ich mit meiner Frau verbringen kann. Wer kleine Kinder hat, weiss, wie schwierig es ist, Zeit zu zweit zu finden, aber wann immer möglich, gönnen wir uns diese Momente.